Kurzgeschichten

 

Jack und der orangene Mantel

In einer Welt voller Magie und Mysterien, wo Hexen sich über den neuesten Besenstaubsauger unterhalten und Kobolde ständig ihre Goldtöpfe verlegen, gab es einen Zauberer namens Jack. Jack war kein gewöhnlicher Zauberer; er hatte eine Vorliebe für schräge Hüte und buntschil-lernde Mäntel. Doch eines Tages passierte das Unvermeidliche: Sein geliebter Mantel, ein prächtiges, schillerndes Stück Stoff, das ihn durch unzählige Abenteuer begleitet hatte, gab den Geist auf.  Bei seinem letzten Zauber ein missglückter Versuch, eine Pizza zu teleportieren fing der Mantel Feuer. Verzweifelt und ohne sei-nen Glücksmantel machte sich Jack auf den Weg in die Stadt, um ein neues Kleidungsstück zu finden. Er durchkämmte die Straßen und besuch-te jedes Geschäft, dass er finden konnte. Doch kein Mantel konnte seinen anspruchsvollen Vor-stellungen gerecht werden. Der eine war zu steif, der andere zu langweilig, und der dritte roch ir-gendwie nach nassem Hund. Gerade als Jack die Hoffnung aufgeben wollte und sich schon mit der Idee anfreundete, als mantelloser Zauberer durch die Welt zu ziehen, entdeckte er eine schmale Gasse, die er zuvor noch nie bemerkt hatte. Die Gasse war so dunkel und eng, dass selbst die Schatten sich zu fürchten schienen. Neugierig wie eine Katze tappte Jack hinein. Am Ende der Gasse fand er einen kleinen, unschein-baren Laden. Über der Tür hing ein verblasstes Schild mit der Aufschrift: „Kuriositäten und Klamotten – Für mutige Zauberer“.  Jack trat ein und wurde von einer Glocke begrüßt, die so klang, als würde sie schon seit Jahrhunderten in den Ohren klingeln. Im Inneren des Ladens war alles in einem chaotischen Durcheinander. Alte Bücher stapelten sich bis zur Decke, und seltsame Gegenstände lagen kreuz und quer herum. Doch inmitten dieses Wirrwarrs entdeckte Jack einen Mantel, der sofort seine Aufmerksamkeit erregte. Es war ein orangefarbener, abgetragener Mantel mit unzähligen Rissen und Löchern.  „Was für ein Haufen Lumpen“, dachte Jack zuerst und wollte schon weitergehen, als der Mantel plötz-lich anfing, sich zu bewegen. Er blähte sich auf wie ein Ballon und sprang direkt in Jacks Arme.  „Halt mal, Kumpel!“,
Rief Jack und versuchte, den Mantel abzuschüt-teln.
„Ich suche einen neuen Mantel, keinen Mitbe-wohner!“ Doch der Mantel ließ nicht locker. Er war störrisch und zappelte, als wollte er Jack zei-gen, dass er mehr war als nur ein Stück Stoff. Nach einem kurzen, aber heftigen Kampf gab Jack auf und nahm den Mantel mit nach Hause. Zuhause angekommen, versuchte Jack, sich mit dem Mantel zu arrangieren. Anfangs war es schwierig; der Mantel war eigensinnig und wi-derspenstig. Er weigerte sich, ordentlich im Schrank zu hängen, und machte sich einen Spaß daraus, Jack Streiche zu spielen. Manchmal wi-ckelte er sich mitten in der Nacht um Jacks Beine oder versteckte sich im Kühlschrank. Doch mit der Zeit entwickelte sich eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen den beiden. Jack begann, die Eigenheiten des Mantels zu schätzen, und der Mantel zeigte sich von seiner besseren Seite. Als Zeichen ihrer neuen Freundschaft erlaubte der Mantel Jack schließlich, ihn zu reparieren. Mit viel Geduld und einer Menge bunter Flicken verwandelte Jack den abgetragenen Mantel in ein wahres Kunstwerk. Jeder Flicken erzählte ei-ne Geschichte, und zusammen bildeten sie einen Mantel, der einzigartiger war als alles, was Jack je besessen hatte.

 


 

Jack & Peppels

Eines Tages, als Jack durch den Wunderwald wanderte, stolperte er über einen alten, verstaubten Zylinder, der halb im Moos vergraben war. „Na, was haben wir denn hier?“, Murmelte Jack neugierig und hob den Zylinder vorsichtig auf. Er begutachtete ihn von allen Seiten, dann schüttelte er ihn. Plötzlich ertönte eine leise sanfte Stimme. „Hör auf, sonst muss ich kotzen!“ „was war das?“ Fragte sich Jack. Nun, klopfte er auf den Zylinder, wie er es oft bei neuen magischen Artefakten gesehen hatte, um deren Geheimnisse zu lüften. Nichts geschah. Er klopfte noch einmal, wieder geschah nichts. Dann hörte er die Stimme leise wieder. „Versuch es mit 3x!“ gesagt getan Jack klopfte 3x. Zu seiner Überraschung und völligen Faszination erschien ein pinker Paradiesvogel, der jedoch sehr schüchtern zu sein schien. „Sei gegrüßt, edler Vogel!“ Sagte Jack und zog dabei seinen Hut, der prompt wieder in eine wackelige Position zurückfiel. „Wer bist du und was machst du in diesem Zylinder?“ Der Paradiesvogel, der sich als Peppels vorstellte, erzählte Jack seine Geschichte. „Ich bin Peppels, der schüchterne Paradiesvogel. Ich habe mich vor lauter Angst, vor langer Zeit in diesen Zylinder versteckt, kam aber nicht mehr hinaus, und konnte erst jetzt durch dein magisches Klopfen befreit werden. Danke, lieber Zauberer!“ Jack, der immer auf der Suche nach neuen, aufregenden Elementen für seine Zaubershows war, erkannte sofort das Potenzial von Peppels. „Peppels, wie wäre es, wenn du mich auf meinen Reisen begleitest und mir bei meinen Zaubervorstellungen hilfst? Zusammen können wir ein unschlagbares Team sein!“ Peppels, der zunächst etwas zögerte, stimmte schließlich zu. „Nun gut, Jack. Ich werde dich begleiten und dir helfen, aber nur, wenn du versprichst, mich immer wieder aus diesem Zylinder herauszuholen.“ Jack lachte herzlich und versprach es. Von diesem Tag an waren Jack und Peppels unzertrennlich. Jacks neuer Trick, bei dem er dreimal auf den Zylinder klopfte und Peppels erschien, war das Highlight jeder Vorstellung. Peppels, obwohl schüchtern, fand großen Gefallen daran, das Publikum zu verzaubern und zu überraschen. Gemeinsam reisten sie durch das Königreich, von kleinen Dörfern bis hin zu großen Städten, und brachten Freude und Staunen in die Herzen der Menschen. Eines Abends, nach einer besonders erfolgreichen Vorstellung, saßen Jack und Peppels am Lagerfeuer und blickten in den sternenklaren Himmel. „Weißt du, Peppels“, sagte Jack nachdenklich,
„ich hätte nie gedacht, dass ein alter Zylinder solch ein wunderbares Abenteuer mit sich bringen würde.“ Peppels nickte und zwitscherte leise.
„Manchmal, Jack, findet man das größte Glück und die besten Freunde in den unerwarteten Dingen.“

 

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